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Versiegelte UND Freiflächen nutzen

47.000 MWh an PV-Strom sollte Hollabrunn pro Jahr in 2030 erzeugen. Dann leisten wir unseren Beitrag zur Stromunabhängigkeit in Österreich. Davon erzeugen wir ab nächstem Jahr bereits 9.000 MWh. Vielleicht lässt sich die Produktion auf unseren Dächern, Parkplatz- und Verkehrsflächen noch um 150% auf 22.500 MWh pro Jahr steigern. Für die noch zu realisierenden 24.500 MWh müssten wir 17 ha an Freiflächen verwenden. Das sind 0,11% der Gesamtfläche von 15.200 ha oder fast 0,20% der landwirtschaftlich genutzten Fläche von 8.566 ha des Gemeindegebietes in Hollabrunn.

Eines der häufigsten Argumente gegen die Errichtung von PV-Anlagen auf Freiflächen ist, dass es doch ausreichend bereits versiegelte Flächen gibt, die man zuerst nutzen sollte. Erst dann sollten Freiflächen herangezogen werden.

Wir haben uns das im Konkreten und für Hollabrunn angesehen.

Mit den im gesamten Gemeindegebiet zur Verfügung stehenden Dächern, Fassaden, Parkplatz- und Verkehrsflächen könnte man in Hollabrunn theoretisch 23.900 MWh Strom pro Jahr erzeugen. Berücksichtigt sind dabei Faktoren wie der Gebäudebestand und Dachausrichtungen bzw. auch Überdachungsmöglichkeiten von öffentlichen Flächen. Der Einfachheit halber, haben wir dabei das österreichweite technische Potential von 17.900.000 MWh pro Jahr auf die 12.000 Einwohner von Hollabrunn runtergerechnet. (Quelle: Photovoltaik in der Landschaft)

Mit aktuellem Stand von November 2023 sind im gesamten Gemeindegebiet 8.250 kWp an Erzeugungskapazitäten mit PV-Anlagen installiert. Damit können durchschnittlich 8.250 MWh[1] Strom pro Jahr erzeugt werden.

Schon viel erreicht!

Wir finden, dass wir damit schon sehr weit gekommen sind. Mehr als 750 kleine, mittlere und auch große Anlagen wurden durch die Bürgerinnen und Bürger, durch die Stadtgemeinde selbst und von Unternehmen bereits realisiert. Die 8 größten Anlagen u.a. auf den Gebäuden des Einkaufszentrums Kauf Ein, des Schlachthofs Gantner, des ÖBB-Parkhauses oder der HTL Hollabrunn sind in der Lage, rund 1.700 MWh Strom pro Jahr zu erzeugen. Mit der im Frühjahr 2024 in Betrieb gehenden Anlage auf dem neuen Schulcampus kommen alleine 700 kWp Kapazität oder eine potentielle Jahresproduktion von 700 MWh hinzu. Zählt man diese neue Anlage zu den bereits bestehenden 8.250 kWp hinzu, erreichen wir dann fast 9.000 MWh Jahresstromproduktion in Hollabrunn.

Das rasch umsetzbare Potential für PV-Anlagen und schon einige große Brocken mehr haben wir damit realisiert. Mit jeder zusätzlichen Anlage wird es ein Stück schwieriger. Nicht jedes Haus und jedes Firmengebäude ist dafür technisch geeignet. PV-Anlagen auf Parkplatzflächen sind besonders teuer. Auf manchen Dächern wollen wir vielleicht keine Anlagen errichten. Nicht jeder Hausbesitzer kann bzw. will sich eine PV-Anlage leisten. Und schon gar nicht kann man die Bürgerinnen und Bürger dazu verpflichten.

Wieviel PV-Anlagen sind für Hollabrunn denn tatsächlich notwendig?

Wenn wir in Österreich das Ziel verfolgen bis 2030 100% unseres jährlichen Stromverbrauches von dann prognostizierten 90.000.000 MWh aus alternativen Energiequellen zu beziehen, sollten 13.000.000 MWh mit PV-Anlagen erzeugt werden (Quelle: PV-Ausbauziele des BMK). Auf das Gemeindegebiet runtergebrochen ergäbe das 23.500 MWh[2] PV-Strom pro Jahr für Hollabrunn.

Sieht man sich jetzt noch die Sonnenenergiedichte an, sind Niederösterreich und hier besonders das Weinviertel, Oberösterreich und das Nord-Burgenland aufgrund von Topografie und Sonnenscheindauer besonders für die Errichtung von PV-Anlagen geeignet. Bei geringerer Sonnenenergiedichte wird für die gleiche Menge an Strom eine wesentlich größere Fläche benötigt.

Im österreichweiten Zusammenspiel bei der Produktion von Wasser-, Wind- und Sonnenenergie, haben die drei Bundesländer wesentlich höheres Potential für den Ausbau von PV-Anlagen. Dafür gibt es in den westlichen Bundesländern wesentlich mehr Kapazitäten für die Wasserkraft. So kann dann der von uns überschüssig produzierte Sonnenstrom gezielt wo anders verbraucht oder z.B. in Pumpspeicherkraftwerken vorübergehend „gelagert“ werden.

Gemeinsam haben Niederösterreich, Oberösterreich und das Burgenland einen Anteil an der Gesamtfläche Österreichs von rund 42%. Wenn wir also ganz grob berechnen, dass wir unseren Anteil an der Gesamtfläche zur Erzeugung von PV-Strom verdoppeln, wären das für das Ausbauziel bis 2030 eine angestrebte Jahresstromproduktion von 47.000 MWh[3] für Hollabrunn.

Für die nächsten 7 Jahre bis 2030 fehlen uns so gerechnet also noch 38.000 MWh[4] an erzeugbaremStromoder 38.000 kWp an Erzeugungskapazitäten.

Wieviel an PV-Freiflächenanlagen würde das für uns in Hollabrunn bedeuten?

Im Durchschnitt benötigt man für 1.000 MWh Strom pro Jahr rund 0,7 Hektar an Freifläche. Zieht man jetzt die auf dem Gemeindegebiet bereits realisierten 9.000 MWh Jahresproduktion heran und nimmt an, dass sich dieser Wert durch die Nutzung von versiegelten Flächen nochmals um 150% (= 13.500 MWh) auf 22.500 MWh steigern lässt, ergäbe das eine noch zu realisierende Jahresproduktion von 24.500 MWh oder einen PV-Ausbau auf Freiflächen von etwas mehr als 17 Hektar.

Verglichen mit den 15.200 Hektar Gesamtfläche sind das 0,11% des Gemeindegebietes. Wobei die landwirtschaftlich genutzte Fläche 8.566 Hektar, die Waldfläche ca. 5.000 Hektar und die Weinbaufläche z.B. 173 Hektar betragen.

Für uns ist deshalb klar, dass wir in Hollabrunn für den Ausbau von PV-Anlagen so viele bereits versiegelte Flächen verwenden sollten, wie möglich. Sie werden aber nicht ausreichen.

Um die erste Etappe der Energiewende bis 2030 auch tatsächlich zu meistern und zu einem sinnvollen österreichweiten Erzeugungsmix beizutragen benötigen wir PV-Anlagen auch auf Freiflächen. Sie sollten limitiert und unter bestimmten Rahmenbedingungen gewidmet werden. Genau darum geht es bei der geplanten Volksbefragung!

 


[1] Mit 1 kWp Erzeugungskapazität können pro Jahr im Durchschnitt 1000 kWh Strom erzeugt werden. 1000 kWp Erzeugungskapazität entspricht deshalb 1 MWh Strom pro Jahr.

[2] 13.000.000 MWh auf 84.000 km2 für Österreich ergeben 23.500 MWh auf 152 km2 für die Gemeindefläche von Hollabrunn

[3] = 2 x 23.000 MWh für das Gemeindegebiet Hollabrunn bei einem Ausbauziel von 13 TWh PV-Strom österreichweit

[4] 47.000 MWh angestrebte minus 9.000 MWh bereits realisierte Jahresproduktion

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