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Erneuerbare Energiegemeinschaften - Unabhängige und selbstbestimmte Energiezukunft  

“Strom sollte dort produziert werden, wo er auch verbraucht wird!” Das ist der Leitsatz einer unabhängigen und selbst bestimmten Energieversorgung. Energiegemeinschaften sind ein regulatorischer Turbo. Die Ziele: Günstigen Strom für alle bereitstellen und gemeinsam die Energiewende schaffen!

Das Gesetzt erlaubt es

Mittlerweile ist es mehr als 20 Jahre her. Die Liberalisierung des Strommarktes in Österreich hat die Produktion und den Handel mit elektrischer Energie von der Verteilung und dem Betrieb der Stromnetze getrennt. Es gibt Energieversorgungsunternehmen wie die EVN, den Verbund und mittlerweile zahlreiche Mitbewerber. Und es gibt per Gesetz verpflichtete Netzbetreiber. Für Hollabrunn ist das die “NÖ Netz”, konkret die Netz Niederösterreich GmbH.

Seit 2021 ist es möglich erneuerbare Energiegemeinschaften zu gründen. Energiegemeinschaften sind lokale oder regionale, rechtlich genau geregelte Gemeinschaften. Sie dürfen erneuerbare Energie, Strom und auch Wärme, untereinander tauschen. Unabhängig von den Energieversorgungsunternehmen wird dann regional erzeugter Strom dort verbraucht, wo er auch erzeugt wird. Dazu bedarf es keine technischen Maßnahmen. Der produzierte und verbrauchte Strom wird einfach innerhalb der Gemeinschaft gemessen und verrechnet. Ein meist vorhandener Smart Meters reicht aus.

Günstiger Strom und Unabhängigkeit von Energiekonzernen

An einer Energiegemeinschaft kann jeder Haushalt teilnehmen, egal ob man mit einer eigenen Anlage Strom produziert oder ohne eigene Anlage nur Strom verbraucht.

Den Preis für die getauschte Energie setzen die Gemeinschaft mit ihren Mitgliedern selbst fest. Er ist unabhängig von der Preispolitik der Energiekonzerne und den Schwankungen der Strommärkte.

Zum Start der Energiegemeinschaft Hollabrunn wird es ab 1.4.2024 einen Bezugspreis von 12 Cent pro kWh und einen Einspeisepreis von 9 Cent pro kWh geben. Diese Preise werden für das jeweils kommende Quartal festgelegt. Wobei die Differenz von 3 Cent beibehalten werden soll. Alle angegebenen Preise sind Netto-Preise exklusive Umsatzsteuer.

Zusätzlich fallen auch geringere Netzgebühren an. Es wird ja nur der regionale Teil des Stromnetzes in Anspruch genommen. Berücksichtigt man auch diese Ersparnis reduziert sich der Bezugspreis für einen durchschnittlichen Haushalt nochmals um bis zu 2 Cent pro kWh. D.h. man kann mit einem tatsächlichen Bezugspreis von annähernd 10 Cent pro kWh rechnen.

Als einmalige Kosten fallen für einen Anteil an der Energiegemeinschaft EUR 50,- pro Zählpunkt an. In fast allen Fällen lohnt sich dieses Investment bereits im ersten Jahr.

Energiezukunft selbst gestalten

Als Mitglied der Energiegemeinschaft darf man sich das so vorstellen, als hätte man eine riesige PV-Anlage mit Standorten über das gesamte Gemeindegebiet verstreut in seinem eigenen Besitz.

Bei durchschnittlichem Verbrauch lassen sich rund 40% des Energiebedarfs mit einer PV-Anlage decken. Heizt ein Haushalt mit einer Wärmepumpe ist der Strombedarf vor allem im Winter größer. Von dieser größeren Basis deckt man dann immer noch 25% seines Jahresstrombedarfs.

Mit der Installation eines Batteriespeichers oder mit der Anschaffung eines Elektro-Fahrzeuges können diese Werte deutlich gesteigert werden. So erreichen manche Haushalte auch Deckungsgrade von bis zu 60% des Jahresstrombedarfes.

Gemeinsam statt einsam

Als Mitglied der Energiegemeinschaft profitiert man von allen Anlagen, die ihren produzierten Strom der Energiegemeinschaft zur Verfügung stellen. Gemeinsam kann dann an der Steigerung des Deckungsgrades gearbeitet werden.

Es wird transparent wo und wieviel Strom produziert bzw. verbraucht wird. Es wird sichtbar, zu welchen Zeiten, während eines typischen Tagesablaufs, über eine gesamte Woche und im Verlauf eines ganzen Jahres noch Potentiale bestehen. Zusätzlichen Anlagen können gezielt errichtet, der Verbrauch angepasst und das regionale Netz optimal genutzt werden. Das könnten z.B. Stromtankstellen auf Parkplätzen sein, die während des Tages häufig benutzt werden. Auch die gemeinsame Anschaffung von Großspeichern würde den Deckungsgrad steigern.

Das größte Potential hätten Windkraftanlagen als Teil der Energiegemeinschaft. Kombiniert man Wind- und Sonnenenergie wird es möglich, seinen Strombedarf bis zu 80% der Zeit im Jahr unabhängig und regional zu decken. Das Potential von Speichern und die Anpassung des Bedarfes z.B. über E-Fahrzeuge sind hier noch gar nicht mitgerechnet.

Warum sind die PV-Freiflächen so wichtig?

Als Widmungsbedingung müssen die Errichter von PV-Freiflächen mind. 30% der erzeugten Energie einer Energiegemeinschaft in Hollabrunn zur Verfügung stellen. Eine Bürgerbeteiligung in gleicher Höhe ist ebenfalls möglich.

Im gesamten Gemeindegebiet werden ab 2024 mit allen installierten PV-Anlagen rd. 9.000 MWh Strom pro Jahr erzeugt. Der Verbrauch von elektrischer Energie lag 2022 bei 85.000 MWh. Es wird geschätzt, dass dieser bis 2030 auf 120.000 MWh steigen wird.

Je mehr PV-Anlagen inkl. Freiflächen ihren Strom der Energiegemeinschaft zur Verfügung stellen, desto günstiger bleibt der Stromtarif innerhalb der Gemeinschaft. Um das Potential von Wind- und PV-Strom in Hollabrunn zu nutzen, sind zusätzlich zu allen Dächern, Fassaden und anderen versiegelten Flächen noch 17 ha PV-Anlagen auf Freiflächen notwendig. Rund 9 ha sollen in einem ersten Schritt gewidmet werden. Sie sorgen für weitere 9.000 MWh Strom pro Jahr. 30% davon stehen Energiegemeinschaften zur Verfügung.

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